Intellektuelle im 20. Jahrhundert

Das 20. Jahrhundert scheint sich mit Riesenschritten aus unserer Erinnerung zu entfernen. Die Terrorakte vom 11. September 2001 mit den darauffolgenden Aktionen haben offensichtlich wie ein Bruch in der Geschichte gewirkt. Nicht zufällig war in ersten Reaktionen auf diese neue Gestalt des Terrorismus von einem neuen Zeitalter die Rede. Der langjährige politische Krisenmanager der Bundesrepublik Hans-Jürgen Wischnewski erklärte unmittelbar nach dem 11. September, dass nach einem Jahrhundert der Kriege nun wohl ein Jahrhundert des Terrorismus angebrochen sei. Der US-amerikanische Präsident Bush und die Repräsentanten seiner Administration sprachen sehr schnell von einem langanhaltenden Krieg gegen den Terrorismus. Dabei sollte man aber nicht übersehen, daß  der Terrorismus bereits eine lange Geschichte hat, dass er Schritt für Schritt im 20. Jahrhundert angewachsen ist und dabei immer mehr seine mehr individualistische Gestalt verloren hat, wie sie noch für die Zarenattentate im 19. Jahrhundert charakteristisch war. Der Terrorismus hat also schon vor Jahrzehnten jenen moralischen Anspruch aufgegeben, mit dem er einst angetreten war, und zwar in dem Maße, wie er bei seinen Aktionen immer häufiger den Tod von immer mehr Unschuldigen in Kauf nahm. Denn nicht die logistische Vorbereitung, nicht die selbstmörderische Tat, nicht die ideologische und politische Begründung sind neu; das alles ist dem Terrorismus aller Zeiten eigen. Neu ist, dass die terroristische Tat nicht mehr mit dem Ziel erfolgt, Menschen aufzurütteln oder einzuschüchtern, auf menschenunwürdige Verhältnisse hinzuweisen oder solche Verhältnisse zu stabilisieren, den moralisch bereits diskreditierten Gegner anzugreifen; das Ziel ist nunmehr nur noch nackte Gewalt im Zeichen von Rache.

 

Das Jahrhundert des verlorenen Maßes

Gerade weil es viele Elemente unseres Lebens gibt, die wie der Terrorismus ihre Geschichte und ihre Entwicklung aus dem vergangenen Jahrhundert herleiten und auch nur so zu begreifen sind, bleibt die Analyse des 20. Jahrhunderts eine wichtige, noch längst nicht abgeschlossene Sache. Es ist schon erstaunlich, wie schnell die Neugier befriedigt scheint, was denn dieses  Jahrhundert ausmacht, was es charakterisiert, wie es sich von seinen Vorgängern unterscheidet. Denn kaum war die Jahrhundert- und Jahrtausendwende vollzogen, ließ das öffentliche Interesse an einer komplexen Jahrhundertschau deutlich nach. Es scheint, als sei "der Markt gesättigt" und damit die Neugierde erloschen. Drückt sich darin vielleicht ein Merkmal des „Medienzeitalters“ aus, daß nicht die menschliche Neugierde nach Befriedigung drängt, sondern daß Markt und Medien bestimmen, was der Neugierde „würdig“, was „aktuell“, was „wichtig“ ist? Günter Gaus hat das bereits vor Jahren benannt, als er feststellte: „Das Fernsehen ist von Natur großmäulig. So bietet es mehrmals in jedem Monat ein sogenanntes historisches Ereignis an. Der weit fortgeschrittene Verfall der Reportersprache, der Differenzierungen kaum möglich macht, verstärkt rhetorisch die Inflationierung der Geschichte.“[1]

Vielleicht hat das schnell nachlassende Interesse aber auch damit zu tun, daß die in den neunziger Jahren erschienenen Jahrhundertbetrachtungen, die ja das eigentliche Resümee darstellen sollten, die auch vom Zeitpunkt ihres Entstehens her tatsächliche Zeitalterbesichtigungen hätten werden können, in ihrer Mehrzahl den Erwartungen nicht gerecht wurden. Die meisten Autoren waren offensichtlich damit überfordert, das in ihren Köpfen relativ festgefügte Weltbild vom 20. Jahrhundert mit den Ereignissen im letzten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts - den Zusammenbrüchen und Neugestaltungen, dem Zerfall großer Staaten und neuen regionalen Konflikten - zu verbinden und zu ganz neuen Einsichten zu gelangen. Stattdessen findet man viel alten Wein, aber nicht einmal in neuen, sondern in nur notdürftig übertünchten alten Schläuchen. So blieben denn viele Arbeiten, die eine komplexe Sicht auf das 20. Jahrhundert versprachen, letztlich unbefriedigend. Es entstanden Sammelbände wie "Spiegel des 20. Jahrhunderts"[2]oder Sammlungen von Biographien allein aus dem politischen Bereich wie "Das Gesicht des Jahrhunderts"[3]; es kamen eingeschränkte Aspekte zur Sprache wie in Mark Mazowers "Der dunkle Kontinent"[4], der sich auf die Rolle Europas im 20. Jahrhundert konzentriert. Oder es wurden Arbeiten publiziert, bei denen man den Eindruck gewinnen musste, daß sie nur auf der Welle der Jahrhunderttitel mitschwimmen wollten, aber keine sachliche Analyse vorhatten, wie zum Beispiel das "Jahrhundert der Obszönität"[5]. Insgesamt muss man wohl feststellen, daß trotz einer Vielzahl von Titeln inhaltlich über das 20. Jahrhundert noch längst nicht alles, ja eigentlich viel zu wenig Gründliches und Tiefergehendes gesagt worden ist.

 

Eine der wenigen Ausnahmen stellt nach meiner Meinung die Arbeit "Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts"[6] des britischen Historikers Eric Hobsbawm dar. Sie wird einerseits dem Anspruch einer Jahrhundertbetrachtung gerecht, bietet zugleich aber auch Ansätzen einer nüchternen Jahrhundertanalyse. Bei ihm erscheint das 20. Jahrhundert sowohl als "Katastrophenzeitalter" als auch als das "Goldene Zeitalter" und schließt mit einem "Erdrutsch" ab. Diese ganze Widersprüchlichkeit wird in den unterschiedlichsten Einschätzungen sichtbar, die Hobsbawm zitiert. Der eine sieht die "Vermehrung der Weltbevölkerung" als das wesentlichste Merkmal des Jahrhunderts an, das ein anderer für das gewalttätigste in der Menschheitsgeschichte hält. Für den Philosophen Isaiah Berlin war es "das schrecklichste Jahrhundert in der Geschichte des Westens" und der Musiker Yehudi Menuhin fasst das Jahrhundert mit dem Satz zusammen, "daß es die größten Hoffnungen hervorrief, die die Menschheit jemals gehegt hat, und alle Illusionen und Ideale zerstörte."  Hobsbawm selbst schreibt über das 20. Jahrhundert: „Unser Jahrhundert hat mehr Menschen umgebracht als jedes andere, doch an seinem Ende gibt es mehr Menschen, die am Leben geblieben sind und die besser leben und größere Hoffnungen und mehr Chancen haben.“[7]

Zeitalterbesichtigungen von hoher Qualität haben eigentlich eine gute und lange Tradition. Es war immer wieder eine spannende Sache, einen ganzen Zeitabschnitt der Geschichte komplex zu erfassen. Denn wie im individuellen Leben bestimmte Daten, die eigentlich willkürlich von der Zeit gesetzt sind - wie die "runden" Geburtstage oder auch die Jahreswenden -, so besteht im gesellschaftlichen Leben eine gewisse Neugier auf die Inventur von überschaubaren, aber eben auch durch die Zeit mehr willkürlich entstandenen Etappen, wie es ein Jahrhundert darstellt. Darauf reagierten im vergangenen Jahrhundert ebenso bekannte wie auch verschiedenartige Arbeiten, so z. B. "Die geistige Situation der Zeit" des Philosophen Karl Jaspers oder "Ein Zeitalter wird besichtigt" des Schriftstellers Heinrich Mann. Auch wenn man in der Geschichte weiter zurückgeht, findet man viele treffsichere Jahrhundertanalysen und andere Versuche, das eigene Jahrhundert in Gedanken zu fassen. Dabei standen so manche Zeitalter im Mittelpunkt des Interesses, die von der Bewegtheit, von den Höhen und Tiefen, eben von den Extremen des 20. Jahrhunderts weit entfernt waren. Allein ein oberflächlicher Vergleich mit dem relativ ruhigen, von scheinbar kontinuierlichem Fortschritt bewegten 19. Jahrhundert lässt den Unterschied deutlich hervortreten.

Überschaut man gar das gesamte vergangene Jahrtausend, dann wird besonders auffällig, welchen besonderen Platz das letzte Jahrhundert einnimmt. Das betrifft Tempo und Brüche der Entwicklung auf den verschiedensten Gebieten, so daß man mit dem Begriff der Revolution geradezu inflationär umzugehen begann; da gab es die wissenschaftlich-technische Revolution, die politischen Revolutionen, die "Kultur"revolution u. a. Die Weltkriege mit ihren beinahe unfassbaren Verlusten an Menschenleben und materiellen Werten sowie die Masse der vielen "kleinen" Kriege prägen ebenso das Gesicht des Jahrhunderts wie ein bisher nicht gekannter Völkermord in Gestalt des Holocaust. Spätestens seit der Mitte des Jahrhunderts musste man mit der Erkenntnis leben, daß die Menschheit zum erstenmal in ihrer Geschichte über die Mittel verfügt, sich selbst zu vernichten - sei es durch atomare Waffen, durch atomare Unfälle oder durch die allmähliche Vernichtung der ökologischen Existenzbedingungen. In den gleichen Zeiträumen verbesserten sich aber auch die Arbeits- und Lebensbedingungen von Millionen Menschen, stieg ihre Lebenserwartung, setzten sich in immer mehr Staaten demokratische Verhältnisse durch. So erscheint denn das vergangene 20. Jahrhundert bereits bei oberflächlichem Hinschauen als besonders widersprüchlich; viele der bisher von den Menschen akzeptierten gültigen Grenzen wurden überschritten. Die Menschheit hat begonnen, einen ihrer größten Träume zu verwirklichen, nämlich die Erde zu verlassen und den Kosmos zu erforschen; zugleich ist sie nunmehr in der Lage, das schlimmste Horrorszenarium zu realisieren, das selbst die Vorstellungen der Apokalypse in den Schatten stellt: die Selbstvernichtung.

Das 20. Jahrhundert hat also viele Gesichter. Noch nie ist die Menschheit so schnell gewachsen wie in den letzten hundert Jahren. In keinem anderen Jahrhundert hat es so schreckliche Weltkriege gegeben. Das Tempo des wissenschaftlich-technischen Fortschritts ist einmalig. Das Ausmaß der Zerstörung der natürlichen Umwelt gehört ebenso zu den typischen Zügen des 20. Jahrhunderts wie die Schnelligkeit des Lebens, des Überwindens von Entfernungen, der Kommunikation. In keinem Jahrhundert wurden so gezielt und bewusst ganze Völker, ethnische, soziale oder politische Gruppierungen attackiert und liquidiert: das reicht von den Armeniern und den Khmer über die Kulaken bis zu den Hitlergegnern. Und natürlich vor allem anderen der Holocaust! "Unser Jahrhundert ist schlechterdings das Jahrhundert des unnötigen Leidens", heißt es in Alain Finkielkrauts Versuch über das 20. JahrhundertVerlust der Menschlichkeit.[8]

Vielleicht sollte man gar nicht versuchen, für dieses so widersprüchliche Jahrhundert eine einheitlichen Bestimmung zu finden, gab es doch so unterschiedliche Entwicklungen, dass man durchaus von verschiedenen Zeitaltern innerhalb des Jahrhunderts sprechen könnte, etwa dem Zeitalter der Weltkriege zwischen 1914 und 1945, dem Zeitalter der zweigeteilten Welt zwischen 1945 und 1990 sowie dem beginnenden Zeitalter der Globalisierung seit den neunziger Jahren.

Man kann dem 20. Jahrhundert demnach viele verschiedene Namen geben. In der Vergangenheit war man allerdings stets darum bemüht,  für das jeweilige Jahrhundert e i n e n  treffenden Begriff zu finden, in dem das Wesen dieses Zeitabschnitts der Geschichte zum Ausdruck kam. So nannte man das 18. Jahrhundert gerne das Jahrhundert der Aufklärung, wobei man sich auf einen Immanuel Kant berufen konnte. Für Heinrich Heine war es dagegen mehr das skeptische Jahrhundert. Und für das  19. Jahrhundert  fand Stefan Zweig die Formel: "Das Jahrhundert der gesicherten Werte".

Zu Beginn unseres Jahrhunderts gab es verschiedene, doch zumeist pessimistische Prognosen über das kommende Zeitalter. "Das Zeitalter, in das wir eintreten, wird in Wahrheit das Zeitalter der Massen sein", hieß es in der 1895 in Frankreich erschienen Schrift Psychologie der Massen von Gustave Le Bon[9]. Oswald Spengler schuf mit seinem 1918 erschienen Buch Der Untergang des Abendlandes ein vielbenutztes Schlagwort für eine ganze Epoche. Und der spanische Kulturphilosoph José Ortega y Gasset charakterisierte 1930 den modernen Massenmenschen, von dem er behauptete: "Bleibt dieser Menschentypus weiter Herr in Europa, gibt er endgültig den Ausschlag, so werden dreißig Jahre genügen, damit unser Erdteil in die Barbarei zurückfällt."[10]

In den nunmehr erscheinenden Analysen unseres Jahrhunderts wird dieser pessimistische Blick zumeist bestätigt. Als Zeuge des 20. Jahrhunderts hat der Philosoph Hans Jonas darauf hingewiesen, dass unser Jahrhundert mit der Entwicklung der Quantentheorie durch Max Planck und der Relativitätstheorie durch Albert Einstein begann und meinte, dass damit ein großes Jahrhundert eingeleitet worden sei. Zugleich musste er aber auch feststellen: "Was unser Jahrhundert anlangt, so würde ich sagen, dass es ein Jahrhundert völlig unvorhersehbarer Ãœberraschungen war, leider meistens nach der schlechten, der unglückseligen Seite hin." [11] Tatsächlich bietet die Geschichte des 20. Jahrhunderts neben dem Siegeszug des Autos die erschütternde Statistik der Unfalltoten, neben epochemachenden Entdeckungen in der Medizin die Ausbreitung von Aids, neben grandiosen architektonischen Bauten die Ruinen des Zweiten Weltkrieges. Möglicherweise hat Hannah Arendt den Kern dieser Widersprüche getroffen, wenn sie bereits 1970 schrieb: „Unser Jahrhundert ist vielleicht das erste, in welchem der Wandel der Bewohner im Tempo weit hinter der raschen Veränderung der Dinge dieser Welt hinterherhinkt.“[12]

Wenn man trotz all der Widersprüche, Brüche und unterschiedlichen Entwicklungen versuchen wollte, dem 20. Jahrhundert  e i n e n  Namen zu geben, der es möglichst treffend charakterisiert und dabei nicht nur die eine oder andere Zeitetappe – etwa Jahrhundert der Weltkriege - bzw. den einen oder anderen Kontinent – Jahrhundert des kommunistischen Experiments – favorisiert, dann ist mit Hobsbawms „Jahrhundert der Extreme“ wohl eine annehmbare Lösung gefunden. Trotzdem möchte ich noch eine andere Charakteristik ins Spiel bringen, nämlich das Jahrhundert des verlorenen Maßes. Tatsächlich findet man bei genauerem Hinsehen, dass in diesem Jahrhundert in allen wichtigen Lebensbereichen die bisher geltenden Maßstäbe umgestürzt, abgeschafft, in Frage gestellt, missachtet  wurden; sie sind verloren gegangen; und wie es bisher aussieht, für immer. An ihre Stelle ist eine Maßlosigkeit getreten, wie sie bisher in der Geschichte unbekannt gewesen ist. Und das betrifft nicht nur die großen gesellschaftlichen Bereiche wie die Politik und die Wissenschaft, die Wirtschaft und den Konsum, sondern eben auch die zwischenmenschlichen Beziehungen bis in die Familien hinein. Die seit der Aufklärung vorhandene Hoffnung, dass die Menschen eine Art eingeborene Sehnsucht nach Maß und Ordnung besitzen und daher immer wieder zu ihnen entsprechenden moralischen Maßstäben zurückfinden werden, scheint sich als eine humanistische Träumerei zu erweisen. Bei der Befriedigung seiner wie auch immer gearteten Wünsche kennt der Mensch offensichtlich kein Maß, ihm fehlt „ein gleichsam eingebautes Kontrollsystem zum Maßhalten, zur Selbstbegrenzung, zur Zurückhaltung, zur Bescheidenheit, obwohl uns Weisheitslehren aller Art doch nachdrücklich dazu ermahnen... Von Natur aus ist der Mensch sozusagen nicht weniger maßlos als die lebendige Natur selbst.“[13]

Wenn das so ist, dann gewinnt die gründliche Analyse dies 20. Jahrhunderts noch zusätzlich an Bedeutung, sind die an einer solchen Analyse beteiligten Wissenschaftler und Künstler doch aufgerufen, die Gefahren einer solchen Maßlosigkeit aufzudecken und vielleicht jene alten und neuen Maßstäbe zu benennen – und zu propagieren - , die dem Verlust des Maßes entgegen wirken könnten. Neben den Philosophen, Historikern, Soziologen und anderen Geisteswissenschaftlern übernehmen die Schriftstellern  bei der Beschreibung und Erkundung ihres Jahrhunderts von je her eine wichtige Rolle, entnimmt man doch ihren Romanen und Erzählungen, Theaterstücken und Gedichten oft ein genaueres Bild der Verhältnisse, der zwischenmenschlichen Beziehungen, der Persönlichkeitsmerkmale ihres Jahrhunderts, als das in wissenschaftlichen – ethischen, soziologischen, ökonomischen oder historischen – Untersuchungen der Fall ist. Gerade angesichts der Fragwürdigkeit vieler bisher vorliegender Analysen aus der Sicht verschiedener Wissenschaften ist es mehr als berechtigt, die Literatur des 20. Jahrhunderts und ihre Produzenten zu befragen, wie sie ihre Zeit gesehen, gestaltet, begrüßt und kritisiert haben. Deshalb bildet die Zeitaltersichtung, wie sie in den Werken, den Briefen und autobiographischen Schriften der hier behandelten Literaturnobelpreisträger zu finden sind, einen Kernpunkt unserer Darstellung.

Interessant wird eine solche Untersuchung auch dadurch, dass all die historischen Begebenheiten des 20. Jahrhunderts, all die Brüche dieser Zeit gerade in Deutschland in oft zugespitzter Form, jedoch wohl immer in ihrer „reinsten“ Gestalt aufgetreten sind. Das betrifft die beiden Weltkriege, den Faschismus, die Auseinandersetzung im gespaltenen Land; das gilt aber auch für die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Leistungen und viele andere Bereiche.

(Aus: Eberhard Fromm: Meister der deutschen Sprache – Zeitzeugen des 20. Jahrhundert. Studien zur Anatomie des deutschen Intellektuellen. Berlin 2004)


[1] Günter Gaus: Kein einig Vaterland. Berlin 1998, S. 83

[2] Spiegel des Jahrhunderts. Hamburg 1999

[3] Hans-Peter Schwarz: Das Gesicht des Jahrhunderts. Monster, Retter und Mediokritäten. Berlin 1998

[4] Mark Mazower: Der dunkle Kontinent. Europa im 20. Jahrhundert. Berlin 2000

[5] Eckhard Henscheid/Gerhard Henschel: Jahrhundert der Obszönität. Eine Bilanz. Berlin 2000

[6] Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. München 1998

[7] Eric Hobsbawm: Das Gesicht des 21. Jahrhunderts. München-Wien 2000, S. 110

[8] Alain Finkielkraut: Verlust der Menschlichkeit. Versuch über das 20. Jahrhundert. Stuttgart 1998, S. 147

[9] Gustav Le Bon: Psychologie der Massen. Stuttgart 1961, S. 2

[10] José Ortega y Gasset: Aufstand der Massen, in: Gesammelte Werke, Bd. III. Augsburg 1996, S. 41

[11] Hans Jonas: Erkenntnis und Verantwortung. Göttingen 1991, S. 80

[12] Hannah Arendt: Ziviler Ungehorsam, in: Zur Zeit. Politische Essays. Hamburg 1999, S. 139

[13] Hubert Markl: Wissenschaft gegen Zukunftsangst. München 1998, S. 95.